Herbst in Welikij-Nowgorod


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

von links nach rechts:

Murat Ud, Pamela Held, Matthias Sander

01.01.2018

Schmierereien haben im Dezember das Wandbild beschädigt.

Hoffentlich lässt es sich wieder herstellen.


 

Begleitveranstaltung zu der Ausstellung

VEIT METTE „Bilder aus Welikij Nowgorod“

Am Mittwoch, dem 24. Januar 2018 im Historischen Museum um 19 Uhr

Prof. Dr. Gisela Diewald-Kerkmann (Historikerin, Universität Bielefeld):

Ziele und Wirkungsgeschichte des Rechtsradikalismus in Russland

 

Die großen Feierlichkeiten alljährlich am 9. Mai, dem Tag des Sieges über Deutschland, sind geprägt von Siegerstolz und Patriotismus, aber auch von Zeichen eines Rechtsradikalismus, der uns auf den Fotos Veit Mettes befremdet.
Der Vortrag wird diese Erscheinungen beschreiben und aus dem historischen Zusammenhang heraus erklären.

 

 


31.12.2017

Begleitveranstaltung zu der Ausstellung

VEIT METTE „Bilder aus Welikij Nowgorod“

am Dienstag, dem 9. Januar 2018 im Historischen Museum um 19 Uhr

S. Carola Kahler und Manfred Sewekow: Was tun mit der Geschichte?

Formen des historischen Erinnerns in Russland und Deutschland

 

Wir haben eine gemeinsame Geschichte mit Russland, erinnern uns daran aber auf ganz andere Art und Weise als die russischen Bürger und der russische Staat.

Die Fotos Veit Mettes irritieren, indem sie diese Andersartigkeit des russischen Umgangs mit der eigenen Geschichte zeigen.

Der Vortrag wird einen Überblick sowie Deutungsansätze zu geben versuchen.

 





Historisches Museum Bielefeld:

Einführung in die Foto-Ausstellung Veit Mettes

 

Unser Dank geht an Herrn Dr. Stratmann für die Ermöglichung dieser Foto-Ausstellung und an Veit Mette, dessen Fotos dieses Jahr des 30. Geburtstags der offiziellen Städtepartnerschaft mit Welikij Nowgorod (WN) begleitet haben.

 

Die Geschichte dieser Fotos geht zurück auf den Besuch einer Gruppe junger Leute aus W. Nowgorod hier im Jahre 2015, die sich für soziale und ökologische Stadterneuerung bei sich zuhause einsetzen. Damals sprachen sie an Veit Mette die Einladung aus, seine Bielefeld-Bilder einer offenen und kommunikativen Stadt in WN zu zeigen.

 

1. Und die Stadt selber war einladend, als wir Anfang Mai 2016 dort waren: das Wetter gestattete den Bürgern, die Feier- und Brückentage vom 1. – 9. Mai draußen zu feiern – mit Picknicks, Tanz, Baden, Sonnenbaden . . . .

Neben der Parade der Sonnenanbeter porträtierte Veit Mette den Gedenkzug „Das unsterbliche Regiment“ : Tausende Bürger WN `s gedenken in einem kilometerlangen Umzug gefallener und verstorbener Angehöriger alljährlich am 9. Mai, dem Tag des Sieges: sie umrunden den Kreml und legen Blumen nieder am Ewigen Feuer an der inneren Kreml-Mauer.

 

Der Name des Umzuges verweist auf die ungebrochene militärische Traditionslinie – dies zeigen auch die Begleiterscheinungen dieser Festivität : unübersehbar ist die Menge militärischer Symbole und Requisiten, die auch Kinderspielzeug mit einbeziehen – Zeichen eines Stolzes auf die Verteidiger des eigenen Vaterlandes, einer patriotischen Haltung, die bis zum Chauvinismus und reaktionärem Neonazismus reicht.

Wir werden im Januar in Vortragsveranstaltungen auf diese für uns problematischen Themen eingehen.

 

Historiker beobachten derzeit geschichtspolitisch eine deutlich größere Beachtung des 9. Mais im Gegensatz zur Erinnerung an die jetzt fällige 100 Jahr-Feier der Russischen Revolution: ein seltsames Beschweigen ist festzustellen in der Russischen Föderation im Gegensatz zu anderen europäischen Großstädten: Furcht vor Chaos, vor Gewalt, die mit der Erinnerung an die Revolution verbunden sind, aber auch vor kritischen, möglicherweise rebellischen Erscheinungen in der aktuellen russischen Gesellschaft scheinen die Gründe dafür zu sein.

 

Veit Mettes Kamera-Auge nimmt unsere Irritation angesichts der Begleiterscheinungen am Tag des Sieges auf : kommentierend – ironisierend – nimmt Kollisionen in Kauf, die eine pathetische Szenerie der Lächerlichkeit preisgeben.

Und er porträtiert eine Jugend, die unbekümmert eigene Wege geht, gar die Welt auf den Kopf stellt: was wird von ihr zu erwarten sein?

 

Der 2. Teil der Ausstellung veröffentlicht Porträts von Kindern und Jugendlichen in einem Kinderheim, in vielen Fällen aufgegeben, verlassen von ihren Angehörigen: es ist in Russland einigermaßen unüblich, dass man so kranke Menschen fotografieren darf. Aber langjährige Beziehungen zu dieser Einrichtung öffneten uns die Türen dorthin. Mit dem Gehaltscent der Stadt Bielefeld finanzierte das Heim vor kurzem Mikrophone und eine Musikanlage, mit der die behinderten Bewohner sich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: nach sehr kurzer Zeit des Ausprobierens der neuen Technik erhielten wir Videos, in denen die Bewohner sich als singende Stars auf großer Bühne zeigen: da sind sie mal „wer“!

 

Nun laden wir Sie ein, selber zu schauen – in Kontakt zu treten mit unseren Brüdern und Schwestern in der Partnerstadt, in einem uns fremder werdenden Land, das in beunruhigender Weise seine Zugehörigkeit zu Europa, zu europäischen Werten zunehmend in Frage stellt.

 

Brunhild Hilf

6. November 2017


Das Kinderheim in Schimsk bei Welikij Nowgorod

 

Zur Zeit wohnen hier 64 Kinder und Jugendliche, außerdem 74 junge Menschen, die älter sind als 18 Jahre. Sie alle leiden an einer geistigen Behinderung und einige außerdem an schwersten körperlichen Einschränkungen. Viele unserer Bewohner hatten früher einmal Kinderlähmung. Einige von ihnen sind infolge ihrer sehr schweren Erkrankung ans Bett gefesselt, sie können ihre Gliedmaßen nicht selber bewegen. Und es gibt Kinder, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

 

Wir träumen davon, dass unsere Schützlinge irgendwann selbständig leben können, in Wohnungen, die der Staat für sie bereitstellt. Wir zeigen ihnen Grundlagen verschiedener Berufe und lehren sie Verhaltensregeln, zeigen ihnen, wie man sich Essen zubereitet, wie man sein Geld einteilt, wir haben auch mit richtiger Berufsausbildung begonnen.

Bis jetzt ist es aber keinem von ihnen möglich, selbständig zu leben. Daher bleiben sie auch nach dem Erreichen der Volljährigkeit in unserem Hause.

 

Ich kam vor vielen Jahren als ganz junger Mensch in dieses Heim und habe mittlerweile mein Leben mit dieser Einrichtung verbunden; aber eine Antwort darauf, warum ich mein Leben diesen Kindern und Jugendlichen widme, ist nicht einfach. Sie sind inzwischen ein Teil von mir, ich bin für jede und jeden von ihnen verantwortlich geworden. Sie alle haben ein Recht auf Liebe und brauchen diese Liebe, und so versuche ich, ihnen diese Liebe zu schenken – ihnen, die von frühester Kindheit an jegliche Unterstützung durch Angehörige entbehren, allein gelassen mit dem Schicksal einer sehr schweren Erkrankung.

 

Aleksandr Rybka

Direktor des Kinderheimes

September 2017

 


15.10.2017

Fotografien von Veit Mette mit Porträts von Bürgerinnen und Bürgern in Welikij Nowgorod werden vom

6. Dezember 2017 bis 28. Januar 2018 im Historischen Museum Bielefeld gezeigt.

 

Zur Eröffnung der Fotoausstellung am 6. Dezember 2017 um 18 Uhr

 

laden wir herzlich ein. Ein Begleitprogramm ist geplant.



29.08.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

v.l.n.r:

Dmitrij Pekshin 

Ekaterina Tcybina 

Evgenija Miloserdova 

Alisa Koroleva

Marie-Jasmine Wesemann Anna Frink

 

Im Rahmen des 30jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Bielefeld - Welikij Nowgorod gestalten Mitglieder der Gruppe "Novyj gorod" (auf deutsch "Neue Stadt", weil sie ihr urbanes Umfeld neu sozialer und ökologischer gestalten wollen) aus W.N. und Schülerinnen vom Ratsgymnasium in Bielefeld bis zum Mittwoch, dem 30. August, eine Wand an der Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 1 in Bielefeld-Schildesche mit Motiven aus beiden Städten. Bielefelder Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich das Kunstwerk anzusehen und mit den Aktiven ins Gespräch zu kommen. Das Graffiti wird hoffentlich noch lange nach dem Besuch der Gruppe ohne Beschädigungen zu sehen sein.

 

 

Kommentar der Künstlerin Alisa Koroleva zum Wandbild:

Unsere Idee bestand darin, die Wand in eine lebendige und dynamische Bild-Erzählung von den Partnerstädten zu verwandeln. Wir entschieden uns dafür, unsere eigenen Wahrnehmungen von W.Nowgorod und Bielefeld wiederzugeben, indem wir dem „Innenleben“ der Städte den Vorzug geben vor den allgemein anerkannten Sehenswürdigkeiten, auch wenn wir diese selbstverständlich nicht ausschließen.

Unser Wandbild soll ein sattes, leuchtendes Kunst-Objekt sein, das sich anzuschauen lohnt, wenn man daran vorbei spaziert oder an der Haltestelle wartet, und man wird immer wieder etwas Neues darauf entdecken.

Auf dieser Wandbild-Karte befinden sich Fragmente von besonders begehrten Lokalitäten unserer Städte, die wir nach persönlicher Einschätzung ausgewählt haben. Im Ergebnis entstand so ein Kunst-Objekt, das illustriert, dass unsere Orte nicht nur aus bekannten Kirchen, Klöstern oder Hausfassaden bestehen, sondern dass es zwei riesige Territorien sind, in denen das Leben brodelt.

(Übersetzung: B. Hilf, 30.08.2017)

 

 

 


 03.05.2017

Sonntag, 26. März 2017, 11:30 Uhr - Vortragssaal im Historischen Museum

24. Grüner Salon in Bielefeld: Russland - Politik und Zivilgesellschaft

Vortrag

 

 

30 Jahre Städtepartnerschaft Bielefeld - W. Novgorod

 

Als Vorsitzende des Kuratoriums Städtepartnerschaft Bi-WN bedanke ich mich für die Kooperation mit dem Trägerkreis des Grünen Salons, aus dessen Reihen diese Idee kam.

Ich möchte Ihnen hier in wenigen Zügen ein Porträt dieser Städtepartnerschaft skizzieren: es wird gehen um ihre Geschichte und Entwicklung und um aktuelle Kooperationen.

 

Ja, offiziell werden wir im September 2017 30 Jahre alt, inoffiziell – als Bürgerinitiative sind wir 4 Jahre älter. Es geht hier heute um die Zivilgesellschaft, und sie war es, genauer gesagt : ein kirchlicher friedenspolitischer Kreis, der mit einer Stadt in der atheistischen UdSSR eine Bruderschaft anstrebte – im Schatten der Beunruhigung durch die Nachrüstung, in einer Zeit der Krise – ist sie vergleichbar mit der heutigen?

Die Wahl fiel 1984 auf die alte Hansestadt Novgorod, die im Mittelalter lange ihre republikanische Unabhängigkeit gegenüber dem ersten Staat auf russischer Erde, der Kiever Rus`, behauptete. Sie ist 2000 km Luftlinie von OWL* entfernt.

 

Aufwind erhielt die Partnerschaft in der Zeit der Gorbimanie: Michail Gorbatschovs Perestrojka-Politik ließ sie blühen und gedeihen: begeistert äußerten sich die Germanistik-Dozenten an der Universität in WN darüber und sagten anlässlich einer Wahl : „Wir haben uns für die Demokratie entschieden, weil wir wissen, dass Ihr das von uns erwartet!“ Plötzlich schien uns das gleiche Gesellschafts- und Menschenbild zu verbinden; der Gedanke des Friedens und der Aussöhnung nach dem 2. Weltkrieg, der Freundschaft nach dem Ende des Kalten Krieges beflügelte die Pionierzeit der Beziehung.

Ein guter Nährboden war dabei immer die überaus großherzige russische Gastfreundschaft. Die ersten Abgesandten aus Bielefeld waren Pädagogen, dann Menschen, die das gleiche Hobby pflegen: Musiker, Tänzer, Schachspieler, Sportler – Neugierde und Freude am Erfahrungsaustausch beförderte die Entwicklung von Austauschprogrammen.Persönliche Freundschaften, ja eheliche Verbindungen sind so entstanden und dauern an.

 

Mancherlei ist heute städtepartnerschaftlicher Alltag: in guter Kooperation mit der Stadt Bi organisiert man das Hallenfuß-ballturnier um den Pokal des OB, bei dem seit 2014 die Novgoroder Mannschaft 3 mal siegte, behinderte russische Sportler nehmen an den bethel athletics teil, eine Reihe von Schulen betreibt regelmäßig ihre traditionellen Austauschprogramme, man lädt offizielle Delegationen ein zum Partnerschafts-Geburtstag, und die Bi´er FH und die Universität WN werden im Mai eine neue Kooperation unterzeichnen – business as usual? helle, heile, harmlose Verbindungen im Schatten der großen Politik? ohne deren Schatten?

Nein: osteuropäischeTeilnehmerInnen an der 4wöchigen Europaklasse des Bethel Gymnasiums äußerten jetzt, dass ihre Eltern sie nicht ohne Bedenken haben hierher fahren lassen : könnte es doch wahr sein, was das russische Fernsehen berichtet, dass das öffentliche Leben in Deutschland beherrscht werde von moralisch zweifelhaften Gruppen, insbesonders von Flüchtlingen, die die körperliche und seelische Integrität der jungen Menschen bedrohen.

Und die russischen Lehrer von Austauschgruppen halten ihre SuS dazu an, mit deutschen SuS nicht über Politik zu sprechen.

(Sind dies Früchte der sogenannten „hybriden“ russischen Kriegsführung, einer gezielten Desinformationskampagne des Kreml?)

 

Vor einem Jahr veröffentlichte die SZ einen Bericht darüber, dass mehr als 450 Titel aus russischen Bibliotheken entfernt und 53 sogar verbrannt worden seien, die mit Spendenmitteln des amerikanischen Milliardärs George Soros finanziert worden waren: Titel zumeist russischsprachiger Autoren. Soros förderte seit dem Ende der UdSSR Austauschprogramme, Stipendien für junge Menschen, die Bildung einer offenen Zivilgesellschaft. Im Januar d. J. sagte mir ein befreundeter Novgoroder Professor: Soros gelte nunmehr als Volksfeind.

 

Die Trägerin des Friedensnobelpreises für Literatur des J. 2015, die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexiewitsch, charakterisiert die Atmosphäre in dem Land Putins als „Kultur der Angst“, Hass liege in der Luft, Demokrat und Liberaler seien

zu Schimpfwörtern verkommen. - Und Untersuchungen des anerkannten Soziologen Jurij Lewada belegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung Demokratie als von außen aufgezwungen erlebe.

 

Was können wir dagegen tun ? Ich nenne 2 Projekte:

 

1. Im Sommer 2014 entstand der Kontakt zur Gruppe „Novyj gorod“, „neue Stadt“, die engagiert und professionell ihre Stadt barrierefrei und fahrradfreundlich und umweltbewusst umgestalten möchte: 2 Vertreter kamen im August 2015 hierher und abgesenkte Bordsteinkanten, besichtigten die Müllverbrennung, dokumentierten die Kennzeichnung von Zebrastreifen und stellten anschließend zentral in WN ihre Bilder aus und dazu ihre Wünsche für die urbane Umgestaltung. Beharrlich und unbeirrbar treten sie kontinuierlich an die dortige Stadtverwaltung heran mit selbst erstellten Statistiken zu Unfallfolgen auf Zebrastreifen, mit Vorschlägen für Ruhezonen, Fahrradwege und Kinderspielplätze, veranstalten Demo`s mit Rollstühlen und Fahrradcorsi – z.B. gestern Abend zur Earth hour.

Ihr Vorgänger im Amt, lieber Herr Voswinkel, Jens Siegert nannte in einem Interview auf die Frage, welches Buch auf seinem Nachttisch liege: es sei Reinhard Kosellecks Dissertation „Kritik und Krise“ und er empfinde es als hoch aktuell: darin beschreibt Koselleck, wie im absolutistischen Deutschland des 18. Jh.`s Gruppierungen das Politikverbot dadurch umgingen, dass sie Geheimgesellschaften gründeten, in denen sie unbehelligt ihre Reformideen diskutieren konnten.

Wenn junge Menschen in WN unter dem Motto „Gemeinsam werden wir unsere Stadt menschenfreundlich umgestalten“ so beherzt daran gehen wie die Leute von „Novyj gorod“, so pflanzen sie Verantwortungsgefühl und Bürgersinn in die Herzen der Novgoroder.

Sie haben 2015 Veit Mette kennengelernt und ihn daraufhin im Mai 2016 eingeladen, seine Fotos der offenen und menschenfreundlichen Stadt am Teutoburger Wald zu zeigen – tausende von Bildern aus dem Stadtleben WN`s waren der Ertrag dieser Reise: 2 davon sind heute hier zu sehen, mehr davon werden im Rathaus anlässlich der Nachtansichten zu bewundern sein – und noch mehr Ende des Jahres im Historischen Museum.

 

2. Aus Bi geht seit 1 ½ Jahren etwa alle 10 Tage eine russischsprachige Reportage direkt über das lokale Radio „Slavia“ an die WN `er Bevölkerung, dringend gewünscht von der Chefredakteurin, wir geben damit Beispiele aus dem demokratischen Alltag einer liberalen Zivilgesellschaft - mit für uns bisher gültigen Werten wie Toleranz, Offenheit für Kritik und Reformen. Und die Hörer rufen an : sie vergleichen, fragen nach, vermissen die Sendung, wenn Pausen entstehen.

Das erklärte Ziel der Rundfunkjournalistin: ich möchte meinen russischen Mitbürgern zeigen, dass Ihr keine Monster seid. Wir Deutschen, wir Europäer.

Sind für uns mittlerweile unterschiedliche Werte gültig?

 

Kommunale Städtepartnerschaften hatten den Anspruch, mehr zu sein als eine Spielwiese für naive Idealisten und weltfremde Utopisten, und haben ihn immer noch.

 

Brunhild Hilf

 

* OWL - Ostwestfalen Lippe, dessen „Zentrum“ Bielefeld darstellt

 


Sonntag, 26. März 2017, 11:30 Uhr - Vortragssaal im Historischen Museum

24. Grüner Salon in Bielefeld: Russland - Politik und Zivilgesellschaft

Vorträge und Diskussion mit Dr. Elena Stein (Center for Independent Social Search Berlin) und Johannes Voswinkel (Heinrich-Böll-Stiftung Moskau)

 

Demokratie nicht mehr erwünscht ?     -     Der Zustand der Zivilgesellschaft in Russland

 

Notizen nach  dem Vortrag von Johannes Voswinkel (Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung Russland)

 

Das Gesamtbild der russischen Politik sei geprägt von Nationalismus, Staatsreligion, Populismus, Korruption, Klientelwirtschaft und einer großen Portion Zynismus. Regiert werde halbautoritär und „flexibel“ : unterdrückt würden missliebige Tendenzen hier und dort, willkürlich und daher unvorhersehbar, was die Bevölkerung in Ungewissheit und Ruhe halten soll. Der Vertrag zwischen ihr und den Mächtigen – so es ihn gibt – laute : „Ihr lebt gut, besser als jemals zuvor, dafür sorgen wir – also lasst uns machen.“ Die Rückführung der Krim habe den Leuten Selbstbewusstsein zurückgegeben. Das „Durch-Regieren“ wird gestützt durch einen weiteren Ausbau der Macht-Vertikale, durch Kaderpolitik und junge loyale, technokratische Erfüller – auch in den Gouvernements (im Staatsapparat oder im Sicherheitsdienst zu arbeiten, gelte als attraktives Berufsziel). Die Medien würden beherrscht von den staatlich kontrollierten Kanälen. Eine stringente Ideologie gebe es nicht, es handele sich eher um einen nur rudimentär vorhandenen Baukasten, aus dem man sich von Fall zu Fall je nach Bedarf bediene. Seit den Jahren 1999/ 2000 gelte Russland als krank, man habe ihm damals einen Gips angelegt – und ihn nicht wieder abgenommen.

Das Ziel ist der Machterhalt, Putin solle bei der Präsidentenwahl 2018 als alternativlos erscheinen. Kurze Interventionen wie die zuletzt von Navalnyj würden als „Frischzellenkur“ strategisch zugelassen, seien aber keinesfalls Anzeichen von Tauwetter, im Gegenteil: es werde gerade eher noch um Grade kälter. In der Außenpolitik würden die USA weiterhin als Counterpart wahrgenommen, und dies als ein Mittel der Innenpolitik. Die EU zu schwächen sei als Ziel erkennbar, um dann jeweils bilaterale Beziehungen etablieren zu können. Der Vektor nach Asien sei keine Alternative für die russisch-europäischen Beziehungen.

In der Wirtschaft sei die Talsohle durchschritten, der Wohlstand sei beträchtlich, aber die Wirtschaft sei nicht reformiert – denn das wäre gleichzeitig eine Gesellschaftsreform. Bei der Frage nach den Auswirkungen der Sanktionen müsse man zugeben, dass der Armutsanteil in der Bevölkerung steige, die Landwirtschaft aber sei dabei, wiederbelebt zu werden. Problemzonen seien die Rinderzucht und in der Industrie der Pharma-zweig. Grundsätzlich seien die Sanktionen wichtig, erwiesen sich aber als Sackgasse.

Insgesamt seien die Krisenmerkmale aber nicht zu übersehen: in der Beziehung der Bürger zum eigenen Staat, im „Geschichtsbrei“ in den Köpfen, der immer wieder neu an- und umgerührt werde . . . .

 

Brunhild Hilf


 

 

 

 

 

 

 

 

Frau v. Savigny (rechts) und Frau Gruner, Juni 2016 im Haus und Atelier des Künstlerehepaars Traute und Gottfried Gruner in Rexingen bei Horb
am Neckar.

Traute Gruner ist die Witwe von Gottfried Gruner, der während des Krieges Aquarelle von W. Novgorod vor Ort gemalt hat, die jetzt in Bielefeld beheimatet sind.

 

….und die Geschichte, die dahinter steht

 


15.10.2017

Seminar „Gemeinsame Geschichte – gemeinsame Erinnerung“
So lautet das Thema eines Seminars, das Ricardo Bergmann mithilfe der Deutschbaltischen Studienstiftung organisiert. Es findet Ende vom 26.- 29. Oktober 2017 in Bielefeld statt, führt russische Studenten und Schüler aus der Europäischen Union zusammen. Die Arbeitssprache ist Deutsch, russische Teilnehmer sind bereits angemeldet, für deutsche Interessenten sind noch Plätze frei.
Kooperationspartner sind hier die Stadt Bielefeld und das Kuratorium Städtepartnerschaft.


Zum Abschluss findet am Sonntag, dem 29.10.2017 von 11:15 h bis 12:45 h im Rochdale-Raum des Alten Rathauses eine öffentliche Podiumsdiskussion statt.

 

Herzlich willkommen !


20.06.2017

Weitere Fotos vom Festakt: 30 Jahre Städtepartnerschaft Bielefeld - W. Nowgorod

Fotograf: Mario Wallenfang

 


23.05.2017

Festakt: 30 Jahre Städtepartnerschaft Bielefeld - W. Nowgorod und
Unterzeichnung Kooperation FH-Bielefeld - Universität W. Nowgorod


31.05.2017

Ansprache von Frau B. Hilf


08.05.2017

30 Jahre - Jubiläum: Gäste zum Festakt am 21. Mai 2017

 

Liebe Gastgeber,

wir danken Ihnen/ Euch im Voraus sehr herzlich dafür, dass Sie anlässlich des 30. Geburtstages unserer Verbindung zu W. Nowgorod einen Gast (oder zwei Gäste) aufnehmen werden.

Es gibt zur Abholung der Gäste am Flughafen, zum Treffen hier, zur Erwartung an Sie und Euch als Gastgeber, zum Begleitprogramm etc. viele Fragen, die wir gern mit Ihnen und Euch besprechen würden.

 

Dazu laden wir ein in das Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum Am Brodhagen 36

am 11. Mai um 19: 30 Uhr.

 

Wir würden uns freuen, Sie und Euch dort zu empfangen.

In Vorfreude auf den Höhepunkt des Jubiläumsjahres grüße ich Sie im Namen des Vorstandes

Brunhild Hilf


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Bilder der Ausstellung
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Sonntag, 26. März 2017, 11:30 Uhr - Vortragssaal im Historischen Museum

24. Grüner Salon in Bielefeld: Russland - Politik und Zivilgesellschaft

Vorträge und Diskussion mit Dr. Elena Stein (Center for Independent Social Search Berlin) und Johannes Voswinkel (Heinrich-Böll-Stiftung Moskau)



 

"urban gardening"

Zentrum "Dialog" in W.Nowgorod

Die Samen aus Bielefeld sind aufgeblüht.

 

15.04.2017

1987 – 2017: 30 Jahre Städtepartnerschaft Bielefeld – Welikij Nowgorod

 

Jubiläumsprogramm unter Mitwirkung des Kuratoriums

 

 

Sonntag, 26. März 2017,11:30 h –13:30 h im Historischen Museum

 ( Ravensberger Park )

 Grüner Salon zum Thema :

 Russland : Politik und Zivilgesellschaft

 Referenten : Johannes Voswinkel, Moskau

 Dr. Elena Stein, Berlin

 Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Heinrich Böll Stiftung NRW

 

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Sonnabend 29. April 2017 18:30 h Nachtansichten im Alten Rathaus

 „Nowgorod – Schwarz-weiße (Nacht)Ansichten einer Partnerstadt“

 Fotografien : Veit Mette - Reise nach Welikij Nowgorod im Mai 2016

 

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Sonntag 21. Mai 2017 -  Festakt zum Jubiläum

 Feierliche Unterzeichnung einer neuen Kooperation zwischen der Universität

 W.Nowgorod und der Fachhochschule in Bielefeld

 

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17. – 28.Sept. 2017 „Birkenrinde – Objekte und Collagen“

Ausgestellt werden Objekte von Vladimir Jarysh (W. Nowgorod) und

Collagen von Bettina Spalthoff (Bielefeld)

Gemeindehaus der Evangelisch-lutherischen Stiftskirche in Schildesche

Johannisstr.13, 33611 Bielefeld

 Vernissage am So, dem 17.09.2017 um 12 Uhr in Anwesenheit der Künstler

 

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April 2017 – Juni 2018

 Rechercheprojekt der Theaterpädagogik Bielefeld in Kooperation mit dem

 Malyj Theater in W. Nowgorod und der Fachhochschule Bielefeld

 Design-Traditionen bei Hochzeitskleidern

 

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Herbst 2017 Graffiti-Projekt in Bielefeld

in Zusammenarbeit mit der Stadtplaner-Gruppe Novyj Gorod in W. Nowgorod

 

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in Planung: Teilnahme von Design-Studierenden am Catwalk in Bielefeld 16.9.17

 

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in Planung: Ende Oktober Deutsch-russisch-baltisches Seminar

 

„Gemeinsame Geschichte – gemeinsame Erinnerung ?“

 


 12.02.2017

 

Verehrte Mitglieder und Freunde der Partnerschaft mit Welikij Nowgorod,

 

im Rundbrief haben Sie von unseren Plänen für das Jubiläumsjahr 2017 erfahren.

Zum Festakt zum Abschluss des Kooperationsvertrages zwischen der Fachhochschule Bielefeld und der Universität W. Nowgorod erwarten wir eine russische Delegation, die aus Universitätsmitarbeitern und Mitwirkenden beim Festakt (z.B. Musiker) und Studierenden bestehen soll.

Es geht um den Zeitraum 18. - 23. Mai 2017. Schön wäre es, wenn wir sie privat unterbringen könnten:

aus festlichem Anlass einen Gast zu beherbergen ist eine Freude für beide Seiten.

Falls Sie sich dazu entschließen könnten, einen (oder zwei) Gäste aufzunehmen, freuen wir uns über Ihre Nachricht an:

 

Dr. Gerlinde Günther-Boehmke - E-Mail: gerlinde.guenther-boehmke@uni-bielefeld.de / Tel.: 05203-1205 oder

Hans-Georg Fischer - E-Mail: abchgFischer@t-online.de / Tel.: 0521-330233.

 

Vielen Dank

 

Brunhild Hilf

i. A. Kuratorium Städtepartnerschaft Bielefeld-Welikij Nowgorod e.V.


 28.10.2016

Dietrich Becker * 8.3.1935 + 13.10.2016

 

Pionier der Städtepartnerschaft zwischen
Bielefeld und Welikij Nowgorod

 

Anfang der 1970-er Jahre war – durch Vermittlung von Harald Poelchau - zwischen Smolensk und Berlin ein deutsch-russischer Lehrlingsaustausch in Gang gekommen. Dietrich Becker, damals im Sozialpfarramt in Berlin, begleitete die deutsche Gruppe. Als bei der zweiten Reise deutlich wurde, dass der direkte persönliche Kontakt von den sowjetischen Behörden nicht erwünscht war, fanden die deutschen Gäste und ihr astrein sächsisch sprechender russischer Partner Mittel und Wege, doch zueinander zu kommen und so den eigenen Gedankenaustausch sowie den zwischen den jungen Bürgern beider Länder zu vertiefen. Letztlich konnten die Mächtigen das dann nicht mehr verhindern.

 

Diese Geschichte ist über 40 Jahre her – und doch so aktuell wie lange nicht mehr. Die Städtepartnerschaft zwischen Bielefeld und Welikij Nowgorod ist in den Menschen lebendig – trotz politischer Krisenzeiten. Das ist zu einem über-

ragenden Teil Dietrich Beckers Verdienst. 1984, kurz nach der Gründung des Kuratoriums, das sich die Anbahnung der Beziehungen zwischen Bielefeld und Nowgorod zum Ziele gesetzt hatte, wurde an ihn die Bitte gerichtet, die Arbeit im Vorstand zu unterstützen – er stimmte zu und prägte diese Arbeit bald nachhaltig. Die vielen Bürgerreisen, die er seit 1986 leitete, brachten Menschen beider Städte zueinander, Menschen mit gleichen Berufen, Interessen, Hobbies, und führten zu tiefen Freundschaften zwischen ihnen. Die Voraussetzung dafür war seine überaus sorgfältige Planung und ein solides Vertrauens-verhältnis zwischen ihm und seinen russischen Partnern, nur so war es möglich, dass einzelne deutsche Gäste oder kleine Gruppen individuell eingeladen wurden in Familien, in den Schulunterricht, in Betriebe, um zu hospitieren und um persönliche Kontakte zu schließen. Davon lebt die Städtepartnerschaft noch heute, das zeigen die erschütterten Trauerreaktíonen von zahlreichen Freunden und Bekannten aus W.Nowgorod anlässlich seines Todes.

 

Manches davon, wie Dietrich Becker unsere Städtepartnerschaft gestaltete, findet man wieder, wenn man sich seinen Lebenslauf anschaut; immer wieder wählt er seinen eigenen Weg, unabhängig von vorgegebenen Mustern, und findet große Befriedigung in der Begegnung mit Menschen, die ihm vertrauen. Dies mögen wenige Entscheidungen seines Lebensweges belegen: geboren in Schwerin, flieht er mit seiner Mutter 1950 nach Hamburg, der Vater ist in einem Arbeitslager in Workuta interniert. Früh verlässt er auf eigenen Wunsch die Schule, um 15-jährig eine Elektromechaniker-Lehre zu absolvieren, legt 1958 im Abendgymnasium das Abitur ab. Er studiert Theologie in Hamburg, Heidelberg und Bonn, heiratet noch als Student, in der Ehe werden drei Kinder geboren. Die Ausbildung und Tätigkeit als Pfarrer erfolgt in der Westfälischen Landeskirche. Nach dem Gemeindepfarramt lehrt er an der Rudolf-Rempel-Schule und erlebt in der Begegnung mit den jungen Menschen seine schönste berufliche Zeit. 2004 heiratet er erneut, seine Frau Marlies Ostendorf teilt mit ihm seine Liebe zur Musik und zu den Bürgern Nowgorods.

 

Wer ihn als Freund und im Kuratorium erlebte, dem wird seine bedächtige Art der Problemlösung, sein Engagement für die sorgfältige Planung von Begegnungen, seine Freude an eigener künstlerischer und journalistischer Gestaltung unserer Publikationen, sein großartiger Humor und blitzender Witz und seine tiefe Bescheidenheit im Gedächtnis bleiben.

 

Brunhild Hilf

 


23.04.2016

Bielefeld geht auf Reisen

 

In Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Städtepartnerschaft Bielefeld - Welikij Nowgorod e.V. gehen die Bilder Veit Mettes auf Reisen.

Veit Mette fotografierte seine Heimatstadt auf ungewöhnliche und eindringliche Weise. 50 Fotografien, die im Rahmen des Stadtjubiläums entstanden sind, werden jetzt das erste Mal außerhalb der Stadt gezeigt.

Die Bilder werden von Anfang Mai bis Anfang Juni im Zentrum "Dialog" in Welikij Nowgorod gezeigt.

Veit Mette wird während einer einwöchigen Reise Fotografien aus unserer Partnerstadt mit nach Bielefeld bringen

Bevor die Bilder Bielefeld verlassen, möchten wir alle Unterstützer und Freunde der Städtepartnerschaft zu einer kleinen Preview im Büro des Fotografen Veit Mette einladen :

 

Wann: Freitag 29.4.2016 ab 16:30 h

Wo: Meller Str.2 in 33613 Bielefeld (Alte Bogefabrik)


Hier schaut Lenins Gipskopf einer Kunstschülerin im Kulturpalast „Gorod“ beim Malen eines  –  Blumen-Stillebens zu
Hier schaut Lenins Gipskopf einer Kunstschülerin im Kulturpalast „Gorod“ beim Malen eines – Blumen-Stillebens zu

 

 

 

 

 

Der Bielefelder Fotograf
Veit Mette
fotografierte im Mai 2016

Menschen in Bielefelds russischer Partnerstadt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Einladung zum Nowgorod-Treff
am Mittwoch, dem 15.06.2016 um 19 Uhr
im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum Am Brodhagen 36

 

Menschen in Bielefelds russischer Partnerstadt –
unter den Augen von Lenins Erben ?


Veit Mette fotografierte Anfang Mai 5 Tage in Welikij Nowgorod die Menschen an vielen öffentlichen und privaten Orten, im Alltag und bei Feierlichkeiten. Diese Bilder erzählen von seinen Eindrücken; wir werden sie uns mit Ihnen zusammen anschauen.


Danach möchten wir mit Ihnen ins Gespräch darüber kommen, wie es weitergehen kann mit dieser Partnerschaft in Zeiten der politischen Krisen. Es gibt hoffnungsvolle Ansätze auf zivilgesellschaftlicher Ebene.


Seien Sie herzlich willkommen !


Kuratorium Städtepartnerschaft Bielefeld - Welikij Nowgorod e.V.


Tag des Sieges 2016

Am 9. Mai, dem russischen Feiertag zum Ende des
2. Weltkriegs, ging in Welikij Nowgorod ein langer Zug
von Menschen außen um den Kreml herum und dann
hinein bis zum Ewigen Feuer. Sie trugen Fotos von verstorbenen Angehörigen : es ging dabei nicht nur
um Opfer des Krieges, sondern um persönliches und allgemeines Totengedenken, das mit der Niederlegung
von Blumen endete. Das städtische Blasorchester gab
den Ton an, dazu wurden freundliche und getragene
Melodien eingespielt.

Die Banner tragen die Worte:
„Das unsterbliche Regiment“ und
„Welikij Nowgorod – Stadt des Kriegsruhmes“

(Fotos: Aleksandr A. Kochevnik)

 


Die Jahreshauptversammlung am 13. April 2016 beschließt mit großer Mehrheit, die Mitgliedsbeiträge rückwirkend zum 01.01.2016 wie folgt zu erhöhen:

Studierende und Schüler 7 € / Einzelpersonen 25 € / Paare 35 €.


8. März 2016

Sehr geehrte Mitglieder, Freunde und Interessenten an der Städtepartnerschaft zwischen Bielefeld und Welikij Nowgorod!

 

Einladung zur Vortragsveranstaltung in der Ravensberger Spinnerei (VHS R 240)

mit Prof. Dr. Jürgen Feldhoff am Mittwoch, dem 13. April 2016 um 19:30 Uhr

 

Herr Dr. Feldhoff ist neben seiner Arbeit an der Bielefelder Universität seit 1993 an der Soziologischen Fakultät der Staatsuniversität St. Petersburg tätig, wo er einen Magister-Studiengang Gesellschaftswissenschaften leitet. Die russische Gesellschaft kennt er auch durch zahlreiche andere Lehrtätigkeiten an Hochschulen in der Russischen Föderation und ehemaligen Sowjetrepubliken. Am Abend unserer Jahreshauptversammlung wird er uns teilnehmen lassen an seinen

Erkundigungen in der russischen Gesellschaft:

Wie hat sie sich seit der Auflösung der UdSSR und seit Putins Machtantritt entwickelt? Welche Prioritäten setzt die russische Wirtschaft? Wie reagieren sie und der Staat auf die Sanktionen des Westens?

Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft? Wie geht sie um mit der repressiven Politik gegenüber den Nicht-Regierungsorganisationen? Wo und wie agiert die innerrussische Opposition?

Welche Rolle spielt die Kultur und ihre staatliche Förderung oder Steuerung? Welche Freiheiten haben die Medien?

Wie sieht der Alltag der Bürgerinnen und Bürger aus?

Wir freuen uns darauf, von Herrn Prof. Dr. Feldhoffs Erfahrungen zu hören!

Für den Vorstand:

Brunhild Hilf


29.04.2016

JHV 13.04.2016 :Vortrag Prof. Dr. Jürgen Feldhoff** :

Erkundigungen in Russland oder Russland und der Westen

 

Der Vortrag hat viele Anstöße zum Nachdenken geboten, von denen hier einige skizziert werden – verbunden mit meinen Fragen und Kommentaren.

Zunächst weist Herr Feldhoff auf das Defizit in der deutschen Russland-Forschung hin: das Institut in Köln, das dies bis 1989 leistete, wurde nach dem Zerfall der UdSSR geschlossen – als habe sich dieser Bereich mit dem Sieg (?) des kapitalistischen Systems über das soziali­stische erledigt.

Ein neues Institut sei in Berlin geplant, das Auswärtige Amt sei beteiligt, im persönlichen Ge­spräch vorher im März äußerte Herr Prof. Feldhoff Bedenken, dass dafür nun der wissen­schaftliche Nachwuchs fehle.

Es gebe kaum gute deutsche Literatur über die Entwicklung der letzten 20 bis 40 Jahre in der ehem. Sowjetunion / in Russland. Empfehlenswert sei das Buch von Ulrich Schmid „Techno­logie der Seele“ (Suhrkamp Verlag, 2015) sowie die monatlich erscheinende Internet-Zeitung „Russlandanalysen.de“ und die Zeitung „Osteuropa“.

 

1. Geschichte

Die Geschichte des 2. Weltkriegs sei auch heute noch bzw. wieder von Bedeutung.

Das Lon­doner Schulden-Abkommen von 1956 hat Deutschland von der Last der Bezahlung des Krie­ges – auch gegenüber der Sowjetunion - und seiner Schuld befreit – zu Recht?

Mit welchen Folgen für den Wiederaufbau des Landes? Geprägt gewesen seien die letzten Jahrzehnte durch die Politik von Glasnost / Pere­stroika des Michail Gorbatschov und die großen wirt­schaftlichen Probleme in der Jelzin-Zeit. Mit Wladimir Putin wurde in Russland eine gewisse Stabilität in der Versorgung der Men­schen und der betrieblichen Arbeitsmärkte erreicht.

 

Wichtige Erkenntnisse über die Persönlichkeit des Präsidenten Wladimir Putin eröffne die Biographie von Fiona Hill & Clifford G. Gaddy mit dem Titel „Mr. Putin – Operation in the Kremlin“ (Brookings Focus Books, 2015). Er sei KGB- und FSB-Mann, Assistent des Vizedirektors der Leningrader Universität gewesen, hatte enge persönliche und dienstliche Beziehungen zu dem verstorbenen Sobtschak, dem Bürgermeister von St. Petersburg, bei dem er Jura studiert habe und den Herr Feldhoff als potentiellen Gründer eines neuen Russlands bezeichnete. Ein anderer Vertrauter sei der frühere Finanzminister Kudrin, der sich für Putins Karriere in Moskau engagiert habe.

Putin selber sehe sich als Außenseiter. Er sei Beobachter. Er verlasse sich auf seine Freunde. Die Letztentscheidungen sind ihm vorbehalten.

 

Den Zusammenbruch der UdSSR sehe Putin als größte Katastrophe nach dem 2. Weltkrieg auch seines politischen Lebens, als Verlust einer in der Welt anerkannten Machtnation an. (Löst diese Betrachtungsweise neue-alte imperiale Bestrebungen aus, gilt dies als Legitima­tion auch des militärischen Handelns?)

 

Seine Rede im Deutschen Bundestag kurz nach seinem Amtsantritt 2000, in deutscher Spra­che gehalten, habe klar seine Erwartungen und seine Befürchtungen formuliert: seine Be­denken, dass die Russische Föderation möglicherweise nicht als gleichwertiger Partner akzeptiert werde. Sie haben sich mittlerweile realisiert.

 

2. Sicherheitspolitik

Ausgelöst worden sei die Krise durch die Auseinandersetzung um das Assoziationsabkom­men der Ukraine mit der EU, in dem der von Herrn Feldhoff zitierte Satz steht, der die prak­tische Zusammenarbeit zwischen der EU und der Ukraine „auch in militärischen Kontexten“ vorsieht – schon eine Programmatik einer NATO-Osterweiterung. Vorgesehen seien u.a. ge­meinsame Manöver mit der Ukraine. Diese habe die Russische Föderation als Bedrohung ihrer Hoheitsrechte (etwa auf der Krim) auffassen müssen. Das o.g. Abkommen sei aber kein Argument für die russische militärische Intervention auf der Krim und in der Ost-Ukraine. Die Folgen der Konfrontation zwischen Russland und der EU habe nun die Ukraine zu tragen.

 

Herr Feldhoff nannte als außenpolitische Erfolge bzw. positive Kooperationen Putins in der jüngsten Vergangenheit die Chemiewaffen-Entsorgung in Syrien, das Minsk II-Abkommen, das Atom-Abkommen mit dem Iran und den Waffenstillstand im Syrien-Konflikt.

 

Die derzeitige Krise habe zur Folge, dass bisherige enge wirtschaftliche Verflechtungen stag­nieren, während kulturelle, wissenschaftliche, städtepartnerschaftliche Verbindungen (noch?) gehalten würden – unterstützt mehr vom deutschen Auswärtigen Amt als von russischer Seite.

 

3. Wirtschaft

Russland sei in einer ernsthaften Wirtschaftskrise – nicht erst seit Putins Amtsantritt, son­dern schon seit 1993/94. Seit dieser Zeit sei die Industrieproduktion nicht mehr systematisch weiterentwickelt worden. Es gebe bzw. gab keine Exportprodukte für den Markt. Das Riesen­geschäft mit dem Öl- und Gasmarkt habe prosperiert, habe echte Dollars erbracht, nun aber werde die Abhängigkeit des Staatshaushaltes von diesem Wirtschaftszweig zunehmend pro­blematisch. Die fallenden globalen Öl- und Gaspreise seit 2014 um mehr als 50% würden da­zu führen, dass westliche Ölfördertechnik derzeit nicht geliefert werde, auch große Investiti­onen hinausgezögert würden. Verschärft habe sich die Situation dann zusätzlich durch die Sanktionen im Gefolge der Krim-Krise. Dies habe zukünftig starke Auswirkungen auf die Kon­sumgesellschaft in Russland, wie steigende Preise, Privatkredite könnten häufig nicht mehr bedient werden.

Die Zentralbank könne zwar den Rubel-Kurs massiv stützen, es gebe aber nach wie vor einen ausgeglichenen Haushalt und Währungsreserven seien weiterhin vorhanden.

Iв 2017 годуn der staatlich durchaus legitimierten Gajdar-Konferenz von 2015 wurden klar große Be­denken zu den mangelnden Investitionen in die Wirtschaft geäußert.

Diese Situation habe für Russland allerdings auch Vorteile. Nach dem Verbot der Einfuhr westlicher Lebensmittel gebe es eine positive Entwicklung bei der eigenen Produktion - in die “Lücke der fehlenden Oetker-Pizzas“ springen nun eigene Rezepturen. Dies befriedige auch den patriotischen Stolz.

Insgesamt gäbe es derzeit keine Hoffnung auf eine grundlegende Besserung.

 

4. Staat und Gesellschaft

Der Zwang zum Sparen im Staatshaushalt führe gerade im Bereich von Bildung, Wissenschaft und Kultur zu einem Rückfahren der Investitionen. Dies habe auch mittel- und langfristig ne­gative Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Das problematischste Terrain der derzeitigen Entwicklung sei die Stagnation oder sogar der Rückschritt in der Entwicklung zivilgesellschaftlicher Organisationen. Die Essenz von Demo­kratie, dass nämlich Gruppen von Bürgern, Organisationen, Verbände eigene politische For­derungen erheben und in Eigeninitiative eigene politische Leistungen erbringen können, sei auf diesem Wege kaum mehr möglich. Die Zivilgesellschaft sollte eigentlich nicht nur Korrek­tiv, sondern auch treibende, existenzielle Kraft sein.

Im Zusammenhang damit müsse man das russische Staatsverständnis betrachten: es beruhe nicht auf der Vorstellung von Verträgen zwischen Volk und Herrschaft, die die Delegation von Macht regulieren, sondern der Staat sei das glorifizierte Ziel der Gesellschaft. Die Gesell­schaft sei Diener des Staates. Staat und Gesellschaft würden in einer Art prästabilisierter Harmonie stehen. Der Präsident repräsentiere den Staat, beziehe daraus seine Macht, so dass es ein Spannungsverhältnis gebe zur Zivilgesellschaft. Es gelte das Motto „Der Staat ist Mist, aber der Präsident ist gut“. Diese Sicht wird v.a. auch von der russisch-orthodoxen Kir­che vertreten und propagiert.

Solch ein Staat muss sich durch Protest-Demonstrationen herausgefordert fühlen. Die alte stalinistische Bezeichnung „Agent“, die nun für NGO´s verwendet werde, die mit westlicher Unterstützung (auch politisch) arbeiten, sei ein Indiz für dieses Misstrauen und den General­verdacht auf Rivalität. Eine weitere gesetzliche Neuerung bestehe in der Erstellung einer Liste „feindlicher“ Organisationen. Somit gebe es derzeit praktisch keine autonome Opposi­tion.

 

5. Empfehlung

Da auf der offiziellen politischen Ebene derzeit Stillstand oder sogar Rückschritt herrscht, rät Herr Feldhoff dringend dazu, möglichst viele zivilgesellschaftliche Kontakte aufzubauen und die Zusammenarbeit – z.B. in Form von Städtepartnerschaften - nicht abzubrechen, sondern vielmehr zu verstärken. Der Dialog dürfe nicht abreißen. Er empfiehlt u.a., den Petersburger Dialog wieder zu beleben.

 

6. Diskussion

Die ungerechte Verteilung des Reichtums in Russland zeige sich in der Tatsache, dass 110 In­dividuen 35 % des russischen Reichtums besäßen.

Warum gibt es noch immer kein deutsch-russisches Jugendwerk? Herr Feldhoff spricht sich deutlich für eine solche Einrichtung aus.

Ständige Umfragen bestätigen Putins Popularität; allerdings könnten langfristig Brüche dann entstehen, wenn die problematische bzw. kriselnde wirtschaftliche Entwicklung die Befrie­digung von Konsumwünschen fraglich werden lässt.

 

Herr Feldhoff deutet an, dass er Vorschläge machen könne für Einladungen an Personen in St. Petersburg, die unseren Beziehungen förderlich sein könnten.

 

 

Hilf/ Dümmer

19. 04. 2016

 

**Fakultät für Soziologe der Universität Bielefeld und Soziologische Fakultät der Staatsuniversität St. Petersburg

juergen.feldhoff@uni-bielefeld.de


25. Januar 2016

Einladung zum Vortrag von Martin Hoffmann 

in Vertretung für Matthias Platzeck

(Geschäftsführer des Deutsch- Russischen Forums und des Petersburger Dialogs)  
  

Thema des Vortrages: Deutsch- russische Städtepartnerschaften in Zeiten der Krisen
Ort: Stadtbibliothek
Zeit: Do 25.Februar 2016 um 20:00 Uhr

 

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